Was ist DeFi?
Früher gingen viele Leute beim Gedanken an die Krypto-Industrie davon aus, dass es dort nur um Bitcoin und andere Krypto-Coins geht. Doch in letzter Zeit haben Fortschritte in der Branche eine neue Bewegung hervorgebracht, die Finanzdienstleistungen über zentrale Autoritäten oder Vorschriften von Institutionen hinaus demokratisiert hat. Diese Entwicklung wird weitgehend als dezentrales Finanzwesen, kurz DeFi, bezeichnet.
Man kann behaupten, dass Bitcoin bereits einen Kopernikus-Effekt auf unser Zahlungs- und Finanzsystem hatte, DeFi verspricht nun dasselbe. DeFi bietet im Wesentlichen Finanzdienstleistungen wie Einsparungen, Kredite, Handel, Versicherungen und mehr für praktisch jeden mit einem internetfähigen Smartphone. Die Notwendigkeit eines Vermittlers hat hier stark abgenommen, da DeFi eigentlich "Smart Contracts" verwendet, die auf Blockchain aufgebaut sind und sich automatisch darum kümmern, dass alle Vereinbarungen in den Verträgen durchgesetzt werden.
In Ermangelung einer Definition könnte man sagen, dass DeFi Blockchain-gestützte Technologien nutzt, um Finanzdienstleistungen in verschiedenen Nischen ohne Beschränkung durch zentrale Systeme oder menschliche Zensur anzubieten. DeFi kann auch als "Open Finance" (offenes Finanzwesen) bezeichnet werden.
Obwohl die Branche nach wie vor zulegt, konnte sie bereits im letzten Jahr massives Wachstum verzeichnen. Die Marktkapitalisierung von DeFi liegt jetzt bei über 35 Milliarden Dollar, während der gesperrte Gesamtwert (Total Value Locked, TVL) in diesem Bereich ebenfalls bei weit über 20 Milliarden Dollar liegt. Zum Stand von Januar 2020 lag die Zahl bei einer läppischen Milliarde Dollar, was zeigt, dass die Branche zwischenzeitlich mehr Vertrauen und Respekt bei den Investoren im Krypto-Raum gewonnen hat.
Dezentrale Anwendungen (DApps) verstehen
Ein bedeutender Bestandteil des Systems innerhalb des DeFi-Raums ist die Idee dezentraler Anwendungen. DApps spielen eine sehr wichtige Rolle, wenn es darum geht, zu verstehen, wie die Branche funktioniert und welches Potential sie birgt.
Die meisten solcher dezentralen Anwendungen sind auf Ethereum, dem zweitgrößten Krypto-Asset, aufgebaut. Auch andere dezentrale Anwendungen lassen sich hier problemlos aufbauen. Ein Entwickler kann mithilfe der Solidity-Programmiersprache schnell und einfach einen "Smart Contract" auf Ethereum bereitstellen.
Smart Contracts helfen dabei, Transaktionen automatisch auszuführen, und zwar genau dann, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Mit Blockchain werden die Bedingungen dieser Verträge in Stein gehauen. Wenn die notwendigen Bedingungen erfüllt sind, läuft die Transaktion nahtlos und ohne Eingriffe Dritter ab.
Im Allgemeinen nutzen die meisten DApps solche Smart Contracts, um ihre Arbeitsabläufe zu betreiben. Hier ist eine Liste einiger Arten von DApps:
Dezentrale Börsen (DEX)
Die Idee einer DEX besteht darin, eine Plattform zu bieten, auf der Nutzer ihre Währungen einfach und ohne Einmischung einer zentralen Stelle tauschen können. Auf DEXs können Nutzer entweder Krypto-Assets gegen eine Fiat-Währung tauschen oder umgekehrt. In einigen Fällen können Nutzer auch eine Krypto-Coin gegen eine andere tauschen. Eine der beliebtesten DEXs ist Binance DEX, die ihren Nutzern den Zugang zu ihrer Plattform durch einen systemeigenen Token und andere Tokens ermöglicht.
Als wir aufwuchsen, wurde uns beigebracht, dass nur konventionelle Finanzinstitutionen wie Banken denen, die sie brauchen, Kredite gewähren können. Doch mit den Entwicklungen in DeFi kommt man mit Hilfe von DApps, deren Funktionalität auf diese Dienstleistungen zugeschnitten ist, ganz einfach in den Genuss solcher Finanzdienstleistungen. Um sich von diesen Plattformen etwas zu leihen, muss ein Nutzer nur bestimmte Kriterien erfüllen, die im Smart Contract stehen, und voila, schon hat er Zugang zu Krediten und vielem mehr. Eine solche Top-DeFi-Coin ist Compound, die mit ihrem Protokoll den Bereich der Kreditvergabe aufgemischt hat.
Stablecoins
Ein Problem mit Kryptowährungen ist die Volatilität des Marktes. Der Kryptomarkt ist anfällig für heftige Preisausschläge, weshalb einige Investoren zögerlich bleiben, wenn es darum geht, in Krypto zu investieren. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurden Stablecoins entwickelt. Eine Stablecoin ist ein Krypto-Vermögenswert, der an ein Nicht-Krypto-Asset gekoppelt ist (obwohl es auch mehrere Stablecoins mit einer Krypto-Kopplung gibt). Meistens ist die Koppelung der Stablecoin allerdings eine Fiat-Währung wie der US-Dollar oder der Euro. Einer der wichtigsten DeFi-Tokens ist Tether, der mit einem Verhältnis von 1 zu 1 an den US-Dollar gekoppelt ist.
"Wrapped Bitcoin" (WBTC)
Wrapped Bitcoin wurde dazu konzipiert, Nutzern die Möglichkeit zu geben, führende Krypto-Vermögenswerte direkt auf dem Ethereum-gestützten DeFi-System zu nutzen. Mit Wrapped Bitcoin kommen Nutzer in den Genuss von Zinsen in der Menge der BTCs, die sie durch die verschiedenen Kreditvergabeplattformen verleihen.
Das Interesse an DeFi steigt; im Folgenden wird beschrieben, warum das der Fall ist
Weiter oben haben wir bereits erläutert, wie sich die Krypto-Industrie im Laufe der Zeit entwickelt hat: von einem armseligen TVL zu einem der Top-Medien, in welches Investoren ihre Einsätze tätigen, um mehr Gewinn zu erzielen. Es ist nicht zu leugnen, dass die Krypto-Industrie neue Möglichkeiten weit über die Norm hinaus bietet, die alles in der Finanzindustrie verändern können. Aber welche Chancen bietet DeFi genau?
DeFi benötigt keine Regulierungsbehörden.
Der erste Grund, warum das Interesse an DeFi weiter steigt, ist, dass keine Regulatoren erforderlich sind. Im traditionellen Finanzsystem sind Regulierungsbehörden manchmal ein "Albatros", da sie konventionellen Institutionen vorschreiben, bestimmte Richtlinien umzusetzen, die einschränkend sein können.
Bei DeFi gibt es jedoch keine Regulierungsbehörden; stattdessen liegt der Fokus auf der Privatsphäre und darauf, das Finanzsystem für alle zugänglich zu machen und damit die finanzielle Inklusion zu fördern.
Präsenz von institutionellen Anlegern
Die Blockchain-gestützte Krypto-Branche hat generell ein steigendes Interesse von institutionellen Mainstream-Investoren erfahren. Heutzutage erleben wir, wie Square, PayPal, Grayscale Investment und viele andere Bitcoin kaufen und horten, weil die Coin mittlerweile als das neue Gold angesehen wird.
Andere Institutionen, die keine BTC kaufen, nutzen Blockchain-Technologie, um ihre Geschäfte voranzutreiben. Ein Beispiel dafür ist das Office of the Comptroller of Currency in den USA, welches kürzlich angekündigt hat, dass Banken nun Stablecoins für Fiat-Währungen ausstellen können.
Sinkender Zinssatz des traditionellen Finanzsystems
Ein weiterer wichtiger Grund dafür, warum die meisten Menschen damit anfangen, in DeFi-Tokens zu investieren, liegt in der Tatsache, dass die Zinssätze auf der ganzen Welt beginnen, massiv zu sinken, was mit den Auswirkungen der Pandemie sowie den Handlungen der Regulierungsbehörden zu tun haben könnte. Das ist bei DeFi absolut nicht der Fall.
Bedeutende DeFi-Tokens wie Compound bieten einen höheren Zinssatz als die meisten Finanzinstitute; andere Vermögenswerte wie Tether bieten ihren Nutzern auch die Möglichkeit, Zinsen zu verdienen, vor allem, wenn sie den Krypto-Vermögenswert einsetzen ("Staking").
Auch wenn das traditionelle Finanzsystem und seine Regulierungsbehörden Leuten davon abraten könnten, in Kryptowährung zu investieren, kann man kaum leugnen, dass wir uns in die Richtung eines dezentralisierteren Finanzsystems bewegen, bei dem Datenschutz ein entscheidendes Merkmal ist.
Es sollte gesagt werden, dass die DeFi-Branche ein gewisses Maß an Investitionsrisiken birgt. Aber auch das konventionelle System hat seine eigenen Risiken, was bedeutet, dass Investoren, die das Maximum aus der DeFi-Industrie herausholen wollen, ein fundiertes Verständnis davon haben müssen, wie DeFi funktioniert, bevor sie in die Branche eintauchen. Nichtsdestotrotz scheint es, dass DeFi von Dauer ist. Schon in kurzer Zeit könnten wir Zeugen davon werden, wie die Branche weitere bahnbrechende Anwendungsfälle hervorbringt.